Unsere Gedenktage
„Sämtliche Märtyrer sind wie Weizenkörner: Von der Erde bedeckt, werden sie keimen und reichlich Frucht tragen!“
Patriarch Bischof Sawen Jerjajan im ersten Gedenkgottesdienst an die Opfer des 11./24. April 1915
Historischer Hintergrund

Die Flucht der jungtürkischen Täter noch vor der osmanischen Kriegskapitulation ins Ausland sowie die Präsenz der westlichen Alliierten in Konstantinopel schufen die Voraussetzungen dafür, 1919 der „Aprilmärtyrer“ zu gedenken: Noch im März 1919 bildete sich ein „Ausschuss für die Trauerzeremonie zum 11. April“, um mit Gedenkgottesdiensten und Lesungen die Erinnerung an die 1915 Ermordeten wachzurufen. Wegen der Erkrankung des armenisch-apostolischen Patriarchen wurde jedoch die Zeremonie um einen Tag, auf den 12. April 1919, verschoben. Sie fand in der Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit im Konstantinopler Ortsteil Pera statt, unter Teilnahme von Vertretern der griechisch-orthodoxen Aghia Triada-Kirche sowie der Republik Armenien. In derselben Kirche wurde auch eine Seelenmesse zur Erinnerung an jene amerikanischen Missionare abgehalten, die während des Weltkrieges im Osmanischen Reich den Tod gefunden hatten. Gegen Mittag zog die Trauergemeinde in die armenische evangelische Heilige Dreifaltigkeitskirche im Ortsteil Çeşme um, wo nach der Seelenmesse eine Trauerveranstaltung mit geistlicher Musik, Lesungen aus den Werken der verschleppten und ermordeten Autoren sowie Vorträgen stattfand. Sämtliche armenischen Schulen und Geschäfte der Stadt blieben an diesem Tag geschlossen. Am 25. April 1919 wurde in der armenisch-katholischen Kirche des Vatikan mit Zustimmung des Papstes und unter breiter Beteiligung der in Italien lebenden Armenier eine Seelenmesse für die ermordeten Armenier gehalten, an der sich auch der italienische Parlamentspräsident sowie der französische Botschafter beteiligten.
1921 wandte sich der Katholikos aller Armenier, Geworg V. Surenjanz, mit einem Sonder-Hirtenbrief an den armenisch-apostolischen Patriarchen zu Konstantinopel, in dem er vorschlug, den 11./24. April zum nationalen Trauertag „zur Erinnerung an unsere hunderttausenden Märtyrer während des Großen Krieges“ zu erheben und erklärte den Tag zum offiziellen kirchlichen Trauertag des Katholikats von Etschmiadsin. Am 23. April wies das Konstantinopler Patriarchat alle armenischen Redaktionen in der Stadt an, „ab heute den Gedenktag zur Erinnerung an die Konstantinopler Intellektuellen (…) am selben Tag als Trauertag für die Opfer des Krieges und der Deportation zu begehen.“
Auch viele aramäischsprachige bzw. syrisch-orthodoxe Christen (Eigenbezeichnungen: Suryoye) begehen den 24. April als Gedenktag an ihre eigene Verfolgung und Vernichtung unter osmanischer Herrschaft.
Historischer Hintergrund
Am 19. Mai 1919 landete Mustafa Kemal in Samsun. Von diesem Datum an begann er mit der Organisation des bis dahin nicht organisierten, bewaffneten türkisch-nationalistischen Widerstands gegen die alliierten Besatzer des Osmanischen Reiches und vor allem gegen die griechisch-orthodoxe Bevölkerung sowie armenische Überlebende. Für die griechisch-orthodoxe Bevölkerung begann damit die dritte und abschließende Phase ihrer Vernichtung und dauerhaften Vertreibung aus der Schwarzmeerregion (Pontos) und dem übrigen Kleinasien.
Pontosgriechische Organisationen in Griechenland sowie der Diaspora hatten seit den 1980er Jahren die Forderung nach Anerkennung des Genozids an den Pontosgriechen erhoben. Per Parlamentsbeschluss erklärte 1994 der griechische Gesetzgeber den 19. Mai zum offiziellen Gedenktag.
Historischer Hintergrund

Historischer Hintergrund

In noch weiterem Sinn steht Simele als Inbegriff für den Genozid an aramäischsprachigen Christen seit 1914, die im osmanisch besetzten Nordwest-Iran (1914, 1918) sowie im osmanischen Hoheitsgebiet von Türken und Kurden osmanischer Staatszugehörigkeit, in späteren Jahren auch von arabischen Nationalisten ermordet wurden. Dabei kamen etwa zwei Drittel der aramäischsprachigen Bevölkerung des Nahen Ostens ums Leben.
Für den Juristen und Historiker Dr. Raphael Lemkin bildeten die Vernichtung von Christen im Osmanischen Reich sowie die Massaker an Assyrern im Irak 1933 die empirische Grundlage für seine Definition von Völkermord, die er bereits im selben Jahr 1933 als Vertragsentwurf einer Juristen-Tagung des Völkerbundes in Madrid vorlegte, allerdings erfolglos. Erst nach einem weiteren Weltkrieg und der Vernichtung der europäischen Juden verabschiedeten die Vereinten Nationen 1948 die von Lemkin wesentlich geprägte Konvention zur Bestrafung und Verhütung von Genozid.
1970 erhob die Assyrische Welt-Allianz (Assyrian Universal Alliance – AUA) den 7. August zum nationalen Trauertag. 2004 verbot die syrische Regierung die Abhaltung von Gedenkveranstaltungen und drohte den politischen assyrischen Organisationen mit Verhaftung, falls sie doch Gedenkfeiern durchführen sollten.
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Historischer Hintergrund

In das Gedenken einbezogen sind nicht nur die Opfer von 1922 in Smyrna und Umgebung, sondern sämtliche griechisch-orthodoxen Opfer im gesamten osmanischen Hoheitsgebiet seit 1912 bzw. 1914.
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